Back in the days...

Back in the days…

…oder „Initialmomente und die Transformation der Black Pearl“.
Als kleinen Throwback erfahrt ihr hier ein bischen was über die Wurzeln von Hot Roasted Love.
Am besten schnappt ihr euch ein Tässchen Kaffee, und wir erzählen euch wie Blumen im Haar, Black Rock City, ein verschrobenes Café auf Island und eine schwarze Kiste namens Black Pearl zur heiss gerösteten Liebe wurden.

Vor ein paar Jahren machte sich ein junges Pärchen auf, dem Ruf einer Stadt namens Black Rock City zu folgen. Eine Stadt, die ausnahmslos jeden willkommen heisst, ein endloser Strand der Träume. Aus einem einfachen Lagerfeuer am Strand von San Francisco geboren, ensteht sie jedes Jahr mit inzwischen 70.000 Einwohnern für eine Woche aus dem Nichts in der Salzwüste Nevadas, und nennt sich auch das Burning Man Festival. Wer hierzulande Festival hört, denkt meist an große Bühnen, gedrängte Zuschauer, viel Kommerz und auf den Zeltplätzen eine „NachmirdieSintflut“ Mentalität. Der Spirit von Burning Man umfasst die direkte Beteiligung aller Besucher, Entdeckergeist, gemeinschaftliche Verantwortung, radikalen Selbstausdruck und Umweltbewusstsein. Und weil man sich unter diesen heeren Zielen so direkt nichts vorstellen kann, stellt euch einfach vor ihr steht inmitten einer surrealen, brennend heißen Staublandschaft, während ein riesiges Schiff auf Rollen mit DrumnBassKlängen an euch vorbeisegelt und überall Radfahrer in Ballettröckchen oder MadMax-Outfit euren Weg kreuzen. Im Hintergrund eine gigantische Holzkathedrale und unglaublich schöne Skulpturen, abends ein Leuchten und Brennen überall. In kleinen Camps schenkt man euch ein Essen oder eine Massage, so viel, dass ihr bereut, nicht mehr als Dank anzubieten zu haben. Zu kaufen gibt es nichts. Und hinterher sieht man nicht, dass hier eine ganze Stadt lagerte.

Okay, und Kaffee? Naja, den gab es dort auch – aber ausschlaggebend war die Entdeckung unserer Burnerherzen. Die plötzliche und grandiose Erkenntnis, dass extrem viel durchgeknallter Spass, kreative Energie, eine „safety third“-Entspanntheit und nachhaltige, gesellschaftliche Verantwortung doch zusammengehören. Und zwar nicht nur irgendwie, sondern haargenau.

Zurück im feuchtnebeligen San Francisco fanden wir am Ende der Haight Street (in dem in den 70ern auch Janis Joplin an den großen Hippie-Sit-ins teilnahm) ein großes Foodtrucktreffen. Lange bevor hier in good ol‘ Germany jemand wusste, was der Unterschied von einer Fischbude auf dem Wochenmarkt und einem Foodtruck ist. Das dort mit viel Passion und oft mit biologischen Erzeugnissen zubereitete, tief multikulturell verwurzelte StreetFood (dass im wahrsten Sinne eigentlich pures, begeisterndes SoulFood ist) nahmen wir nachhaltig in Herz und Seele auf, genau wie die gesellige Atmosphäre von ein paar Bierzeltgarnituren und einer kleinen Brassband inmitten eines Rings fahrenden Volkes im Namen des Genusses.

Jetzt aber Kaffee, oder? Ja, jetzt Kaffee. Und zwar auf einem gemütlich-zersessenen Secondhand-Sofa nebst anderem, zusammengeklaubtem Mobiliar in einem winzigen, eher alternativen Café in Reykjavík – dem zweiten Urlaub unseres Herzens. Erstaunlicherweise fand sich im Hintergrund der Theke dieser sehr entspannten Location die schönste „Steampunk!“ rufende Kaffeemaschine der Welt – eine in die Jahre gekommene, mehrgruppige Brasilia Belle Epoque Siebträgermaschine, aus der der süßeste, cremigste und bezaubernste Espresso lief, den wir bis dahin je getrunken hatten. Wir tranken noch einen Cappuccino. Und noch einen ohne Milch, weil die brauchte man nicht. Und am Tag darauf noch einen. Das angenehm unaufgeregte, zerschlissene Café wurde für die beiden Tage unser Wohnzimmer und unser Kaffeetempel. Solchen Kaffee. Mild und blumig süß. Bei uns in Bielefeld – das wäre das Größte! Fragen und Recherchen ergaben, dass nicht die schicke Maschine, sondern die nordisch hellen Röstgewohnheiten diese Tasse produziert.

Zurück in Bielefeld wälzten wir die Kaffee-Idee und versuchten, diese in die Wirklichkeit zu holen. Sascha bestellte winzige Mengen Rohbohnen und avancierte mit Hilfe einer Popcornmaschine, später mit einem Probenröster zum ambitionierten Heimröster. Bis dann schließlich anstand, einen großen Röster anzuschaffen und diesen in den noch vernünftig auszubauenden Geräteschuppen zu verfrachten. Nur woher nehmen? All die oben genannten Einflüsse, alle Begeisterung und Herzblut in der Form von nachhaltig gehandeltem Spezialitätenkaffee an andere Menschen weiterzugeben, liess sich nicht mehr aufhalten. So musste sich ein schon gelebter Traum in den nächsten, auf mehreren Ebenen größeren Traum umwandeln. Und so transformierte sich Saschas geliebte Black Pearl – Ein 72er Chevy Nova HotRod – in unser Kaffee produzierendes Eisenschwein, dass mit Feuer und Handwerk süße Bohnen in eure Tassen bringt. Heiss geröstete Liebe.

Jetzt wisst ihr Bescheid.